Die gewaltfreie Psychiatrie subversiv verwirklichen

7 aktuelle Texte und Bücher in Deutsch und 7 in Englisch zur überfälligen Abschaffung der §§ 20, 21, 63 und 64 verlinkt in einer neue Website gegen § 63 und seine Vorhöfe hier


Wir hatten das immer wieder gesagt:
z.B. hier 2013:  ‚Alzheimer‘ Gipfel – das Stochern im Nebel geht weiter
und hier 2017: Fatale Diagnose – Abgestempelt als dement
und hier 2019:  Die große Ahnungslosigkeit
Aber wer nicht hören will, muss fühlen, nun wird in diesem Bericht der Tagesschau noch mal eindrucksvoll bestätigt, wie die Ärzte gemeinsam mit der Pharmaindustrie hunderte Millionen für nix und wieder nix verballert haben, siehe hier.


Bei einer Fortbildung in der Psychiatrie von Bremen hat René folgenden Weg zu einer gewaltfreien Psychiatrie so vorgestellt:
Die gewaltfreie Psychiatrie subversiv verwirklichen und keine Angst vor Haftungsansprüchen!
Zunächst wurde die positive Vorausverfügung verteilt und aufgefordert sich zu überlegen ob, und wenn ja wie man diese ausfüllen will.
Alle die keine positive Vorausverfügung unterzeichneten, müssten bei der folgenden „Kursänderung“ mitmachen und dann sind alle von gerichtlichen Genehmigungsverfahren und von illegitimer Gewaltausübung in der Psychiatrie des ZKH Bremen-Ost befreit.
Nur die, aber auch nur die, die eine positive Vorausverfügung inkl. der Legalisierung von Zwangsmaßnahmen ausgefüllt haben, müssen bei den folgenden Übungen nicht mitmachen. Die bat ich darum, nur noch zu zuhören und sich nicht mehr aktiv zu beteiligen. Selbstverständlich können sie ihre mit den Menschenrechten unvereinbaren Gewaltmaßnahmen weiter ausüben, bis der Gesetzgeber PsychKG und Zwangseinweisung nach Betreuungsrecht endlich abgeschafft hat.
Nächster Schritt: Die Tatsache, wer zur Gewaltausübung bereit ist und wer nicht, wird in einem Schaubild mit Namen und Porträt in der Eingangshalle bekannt gemacht, etwa so: „Mitarbeiter stellen sich mit ihren Spezial-Kenntnissen vor„.
Mit den MitarbeiterInnen, die eine positive Vorausverfügung unterschrieben haben und in dem Schaubild vorgestellt werden, kann dann auf den geschlossenen Stationen eine profitable Sado-Masochistische Abteilung betrieben werden, die mit „ärztlich überwacht“ und sogar „Krankenkassen bezuschusst“ angepriesen wird.

Ab dann wird bei jeder Einweisung/Unterbringung, bei der u.U. eine Zwangseinweisung erwogen werden könnte, dem Betroffenen erst mal sowohl die PatVerfü als auch eine positive Vorausverfügung zur Entscheidung und Unterschrift vorgelegt (da wurde die PatVerfü verteilt). Damit würde jede Zwangsmaßnahme und Unterbringung (ohne Zustimmung) unterbunden, eben: Geisteskrank? Ihre eigene Entscheidung! Denn die Betroffenen, die Lesen Sie mehr »

Hinweis auf Demonstration und einen Aufzug

Zusammen mit dem Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener rufen wir zur Demonstration vor dem Eingang der DGPPN Versammlung, dem Citycube,  am Mittwoch, 23.11., Donnerstag 24.11. und Freitag 25.11. auf.

Wir sammeln uns jeweils ab 7.45 Uhr vor dem Eingang Messedamm des CityCube Berlin, Messedamm 26, 14055 Berlin
Unsere Themen:
Die UN-Behindertenrechtskonvention endlich erfüllen, statt sie immer weiter zu beugen!
und
Weg mit dem § 63 des Strafgesetzbuchs

Ein Aufruf der
Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener | Vorbergstr. 9A | 10823 Berlin | www.die-bpe.de

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Aufzug der Gruppe Death in Custody:
Was gegen Gewalt an Menschen in seelischen Notlagen tun!
13.11.2022, 13 Uhr, am Denkmal für die Opfer von Polizeigewalt und Rassismus, Oranienplatz, 10999 Berlin
Dazu bitte auch das Interview mit Matthais Seibt anhören.

Radiointerview mit Matthias Seibt

Hier zum Anhören  https://www.freie-radios.net/118027
Nach dem Tod von Kupa Ilunga Medard Mutombo: Was tun gegen Polizeigewalt an Menschen in seelischen Notlagen?
Vergangene Woche wurde bekannt, dass in Berlin der 64-jährige Kupa Ilunga Medard Mutombo gestorben ist, nachdem er ca. 3 Wochen vorher nach einem Polizeieinsatz ins Koma gefallen war. Die Polizei soll nach einem Zeugenbericht sehr brutal vorgegangen sein, auf ihm gekniet sein, bis er keine Luft bekam – von einer Situation, die an den Polizeimord an George Floyd erinnerte ist die Rede. Öffentlich wurde der Fall durch den Bruder des Opfers und durch die Beratungsstelle ReachOut. Mutomba war schwarz und in psychiatrischer Behandlung. Die Polizei kam hinzu, als er in eine psychiatrische Klinik gebracht werden sollte.
Schon in der Vergangenheit war – immer wieder auch tödliche – Polizeigewalt gegen Psychiatriepatient*innen und gegen People of Colour in Deutschland ein Problem. Dieses Jahr scheinen sich die Fälle zu häufen.
Darüber haben wir mit Matthias Seibt vom Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener gesprochen.

Analyse und Kritik der Grundlagen psychiatrischer Rechtfertigungen zur Ausübung von Gewalt

Zwei wichtige Buchempfehlung:
Der sogenannte „natürliche Wille“ und sein Verhältnis zur Patientenautonomie im Recht der ärztlichen Heilbehandlung.
Zugleich ein Beitrag zum Problem der Legitimation paternalistischer Grundrechtseingriffe
Von Justus P. Hoffmann, Peter Lang Verlag, Berlin 2021, 81,95 €, bei Amazon.
Das von einem Anwalt geschriebene Buch ist die grundlegende aktuelle Analyse und Kritik der Grundlagen der psychiatrischen Rechtfertigungen für die ausgeübte Gewalt. Mit der Neuregelung der betreuungsrechtlichen Einwilligung in ärztliche Zwangsmaßnahmen in § 1906a BGB hat das Merkmal des „natürlichen Willens“ Einzug in das BGB gefunden. Die vorliegende Arbeit versucht, diese Willensform in die bisherige Willensdogmatik des BGB einzuordnen und dabei die Frage zu beantworten, ob paternalistisch motivierte Grundrechtseingriffe durch Einschränkungen in der Willensfähigkeit legitimiert sein können.
Da das Buch nicht ganz billig ist, empfehlen wir sehr, die nächste öffentliche Bibliothek zu bitten, das Buch zu bestellen, damit es von möglichst vielen gelesen wird.
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Inzwischen ist von dem dritten Autor der Begründung des DGSP Beschusses, die Forensik abzuschaffen, Martin Feißt als Coautor, dieses Buch herausgekommen und bei Amazon im Vertrieb:
Therapeutische Arrangements im Maßregelvollzug:
Studien zur Leerstellengrammatik und den Bezugsproblemen in der forensischen Psychiatrie

Dazu eine Rezension von Heinz Kammeier in der Recht&Psychiatrie hier.

Psychiatrie im Verwirrungszustand

Die Berliner Ober-Psychiaterin an der Charité Isabella Heuser-Collier, empfiehlt nun als neue „Therapie“möglichkeit LSD! Und das sogar in der Rentnerbravo, der Apothekenumschau, eine der meistgelesenen Illustrierten in der BRD, siehe hier.
Die müssen so verzweifelt sein, weil es keinerlei neue Psychopharmaka mehr gibt. Isabella Heuser-Collier gibt das offen zu, wenn sie vermutet, ZItat:
„Das liegt vor allem am Innovationsstau bei der Entwicklung neuer Psychopharmaka“  🙂
Dass die nix mehr auf der Pfanne haben, sagen wir schon lange, siehe hier, Zitat daraus: Die Psychopharmaka-Forschungsgelder sind mangels Erfolgsaussichten gestrichen, die Grundlagenforschung hat gezeigt, dass grundsätzliche psychiatrische Annahmen falsch bzw. hinfällig sind.
Das nun ausgerechnet Frau Heuser-Collier bisher kriminalisierte und als hochgefährlich eingestufte Drogen zu nehmen empfehlt, überrascht, war sie doch bisher nur durch Verleumdungeb und Nachtstellungen gegen uns bekannt geworden, siehe:
Wissenschaftler damals – Wissenschaftler heute

Zu diesem Verwirrungszustand der Psychiatrie passt perfekt diese Dokumentation des WDR:
Tabletten gegen Depressionen – helfen Antidepressiva? als Video hier

Ärztinnen und Ärzte verordnen jedes Jahr Antidepressiva in einer Menge, die ausreicht, 80 Millionen Menschen in Deutschland für mehr als einen halben Monat zu versorgen. Die Verschreibungszahlen haben sich seit 1990 verachtfacht, obwohl es immer wieder Zweifel an der Wirksamkeit von Antidepressiva gibt. Bereits 2008 zeigte eine groß angelegte Studie, dass es bei mittelschweren und leichten Depressionen keinen Unterschied macht, ob man ein Scheinmedikament nimmt, Placebo genannt, oder das echte Medikament.

Eben, besser nur Placebos nehmen 🙂

Das Werner-Fuß-Zentrum ist eröffnet

Die Eröffnung des neuen Werner-Fuß-Zentrum haben wir am 10.9. gefeiert

Bilder siehe hier
Wegen der Corona-Auflagen konnten wir die Eröffnung des Werner-Fuß-Zentrum gegen Zwangspsychiatrie und CAPA, das Centre Against Psychiatric Assault nur mit zwei Jahren Verspätung feiern. Moderiert von Sylvia Zeller, deren Geschichte der Entwicklung der Psychiatriekritik wir letzte Woche veröffentlicht haben, gab es drei weitere Anlässe für dieses Fest, siehe weiter unten.

Sylvia Zeller (Bild rechts) führte durch das Programm und eröffnete die Feier mit folgenden Worten:

Hallo sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Irren-Offensive, ich begrüße Euch ganz herzlich
zu dieser Veranstaltung.  Und ja, wir freuen uns, dass Ihr alle so zahlreich erschienen seid, wie man immer so sagt, um heute die Einweihung des neuen Werner Fuß Zentrums zu erleben und zu Feiern.
Das Werner Fuß Zentrum ist seit 1996 die Heimat der Irren-Offensive und findet nun hier in der Vorbergstrasse sein drittes Zuhause. Doch zunächst möchte ich mich kurz vorstellen, warum bin ich hier, wie komme ich hier jetzt zu dieser Freude die Moderation dieses Vorabends zu machen?Ich habe 1998 mit René Talbot und einigen anderen Genossen im Willy Brandt Haus die Futuristen in der SPD gegründet und seitdem haben wir unsere verschiedenen politischen Projekte mit Artikeln und Aktionen und Veranstaltungen fortgeführt.
Ein besonderes Highlight war sicherlich damals 2001 die Proklamation des Jahrhunderts der Parasiten, die René und ich in der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz anlässlich eines Themen Wochenendes zum Thema „Das Recht auf Faulheit“ ausgerufen haben.
Die Themen der Futuristen waren und sind Recht auf Faulheit, also die Durchsetzung oder das Eintreten für das bedingungslose Grundeinkommen, das Konzept einer freiwilligen Elternschaft, womit wir uns bei der SPD dann völlig ins Aus gebracht haben und natürlich und immer die die Forderung nach Abschaffung der Zwangspsychiatrie.

So kam es, dass ich die Erfolge und hier und da auch Rückschläge der Irren-Offensive ziemlich hautnah begleiten durfte.
Ja, bevor wir heute das Werner Fuß Zentrum der Öffentlichkeit übergeben, möchte ich ein bisschen was zu erzählen zur Geschichte. Der Irren-Offensive und des Werner Fuß Zentrums.
Die Gründung der Irren-Offensive als einem Zusammenschluss von Psychiatrie Betroffenen fand 1980 in West Berlin statt. 1982 erfolgte die Eintragung als Verein.
Später 1996 erhielt sie dann dieser neue Räume in der Scharnweberstraße und dieser Sitz wurde getauft auf den Namen Werner Fuß Zentrum in Gedenken an Werner Fuß – siehen wir hier auf der Tafel über René – der ein Gründungsmitglied der
Irren-Offensive war und 1995 verstarb.

2007 – 2020 residierte dann das Werner Fuß Zentrum in Räumen des Hauses der Demokratie und Menschenrechte.
Als eine Organisation, die sich die Einhaltung der Menschenrechte auf die Fahnen geschrieben hatte, also die Irren-Offensive auch. Nach einer unschönen Kündigung der Räume entschied sich die Irren-Offensive den Weg einer gerichtlichen Klärung nicht zu gehen und beschloss, diese Räume hier zu beziehen, im 40. Jahr der Gründung der Irren-Offensive.

Die offizielle Einweihung findet nun heute mit 2 Jahren Verzögerung statt. Da ab 2020 wegen der bekannten Corona Maßnahmen eine Feier ohne die Verpflichtung einer Registrierung der Anwesenden der Teilnehmenden nicht möglich war und dass aus begreiflichen Gründen niemand wollte. Vor 1996 war die Irren-Offensive im Hinterhof der Palast Straße 11 angesiedelt. Nun kehrt das Werner Fuß Zentrum und die Irren-Offensive wieder in den Bezirk Schöneberg zurück, als ein Bezirk, der zweifellos durch ein buntes und freiheitliches Leben und eine entsprechende Tradition gekennzeichnet ist. Damit habe ich nun die besondere Ehre das neue Werner Fuß Zentrum offiziell einzuweihen und der Öffentlichkeit zu übergeben.

Des Weiteren darf ich Ihnen nun Herrn Gert Postel vorstellen und ankündigen, insofern dieser überhaupt einer Vorstellung bedarf. Gert Postel trägt laut Wikipedia den Titel eines deutschen Hochstaplers, eine Etikettierung, die wie ich gelesen habe, in einem Interview ihm selber nicht so gut gefällt, vor allem eben wegen der etikettieren Bezeichnung. Ich persönlich finde, dass es eher ein Ehrentitel ist. Jedenfalls ist es Gert Postel gelungen, in den Jahren zwischen 1980 und 1997 ohne entsprechende Ausbildung und Studien medizinische und psychiatrische Stellen zu bekleiden, nicht selten in leitender Funktion.

Mitte der 90er Jahre wurde ihm eine Stelle als Chefarzt in der psychiatrischen Forensik angeboten und eine weitere Karriere bis in Ministeriale Höhen in Aussicht gestellt. Es war ihm offensichtlich gelungen, sich die Rhetorik des psychiatrischen Jargons mit solcher Brillanz anzueignen, dass er größte Anerkennung seiner Fachkollegen und Vorgesetzten erntete. Er arbeitete als leitender Oberarzt in einer psychiatrischen Klinik in Sachsen. Er schrieb sehr erfolgreich psychiatrische Gutachten, nahm Prüfungen ab und unterhielt psychiatrische Kongresse mit neuartigen Selbsterfundenen psychischen Krankheiten. Über seine Erfahrungen schrieb er unter anderem in dem Buch Doktorspiele von 2001.
Damit gelang es ihm, das psychiatrische System zu entlarven.

Und das psychiatrische Setting als Sprachspiel mit verteilten Rollen, leider aber auch mit einem massiven Machtgefälle zwischen Patient und Arzt zu entlarven. Gert Postel hielt 2005 bereits die Rede zur 25 Jahr Feier der Irren-Offensive.
Er ist auch Schirmherr der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener, die im Werner Fuß Zentrum hier ihre Geschäftsstelle hat.
2007 schlug die Irren-Offensive vor, ihm den Nobelpreis für Medizin zu verleihen, was damals viel mediale Aufmerksamkeit erregte. Gert Postel ist inzwischen eine Person des öffentlichen Lebens und unter anderem auch bei Twitter sehr aktiv.
Ja, wir freuen uns sehr, verehrter Herr Postel, dass sie jetzt die Festrede zur 40 Jahre Irren-Offensive halten werden und ich übergebe Ihnen hiermit das Wort.

42 Jahre  Irren-Offensive – die Festrede von Gert Postel: https://www.zwangspsychiatrie.de/die-festrede
Es ist mir eine Freude und Genugtuung, 17 Jahre nach meiner letzten Festrede zum 25 jährigen Jubiläum der Irren-Offensive eine Rede nun zum 42 Jubiläum halten zu dürfen. Was ich damals über die ersten 25 Jahre gesagt habe, kann man nachlesen [im Film anzusehen]. Ich will mich deshalb heute auf diese letzten 17 Jahre konzentrieren.  Auch wenn ich nicht aktiv dabei bin, sondern in Tübingen ein recht beschauliches Leben führe, habe ich beobachten können, welche Erfolge die Irren-Offensive in diesen 17 Jahren seit 2005 erzielen konnte. Als Leser des Rundbriefes des Werner-Fuß-Zentrums möchte ich fünf besondere Erfolge hervorheben, die meiner Erachtens die Zwangspsychiatrie ins Mark getroffen haben…..Lesen Sie mehr »

Zum ehrenden Gedenken an Thomas Szasz anlässlich dessen 10. Todestags: https://www.zwangspsychiatrie.de/zum-ehrenden-gedenken-an-thomas-szasz
Thomas Szasz wurde am 15. April 1920 in Budapest geboren. Er verstarb vor 10 Jahren am 8. September 2012. Thomas Szasz hatte mir das Du angeboten und so werde ich ihn deshalb im weiteren Tom nennen.. Tom war bis zu seinem Tod weltweit der bekannteste lebende Psychiater. In 66 Jahren hat er 744 Abhandlungen und 36 Bücher geschrieben, es gab also nahezu monatlich eine Veröffentlichung von ihm.
Dabei hat er so ziemlich jeden Aspekt des menschlichen Daseins beleuchtet. Ihm wurden über 50 Preise verleihen. Einen Preis muss ich erwähnen, 2002 bekam er den ersten Freiheitspreis der Irren-Offensive „for throwing light on the snakepit“ – also dafür, Licht in die Schlangengrube gebracht zu haben.

Als er gefragt wurde, worin er seine wichtigsten Beiträge gesehen hat, antwortet er: „Das sind nur zwei einfache Aussagen: Es gibt keine Geisteskrankheit. Und: Wenn Sie in einer psychiatrischen Klinik eingesperrt sind, sind Sie im Gefängnis. Sie werden nicht behandelt oder geheilt.“ Intellektuellen Tiefgang hat diese Aussage deshalb, weil sie die Biologisierung und Pathologisierung von Verhalten, das angeblich von krankhaften mentalen Zuständen verursacht sei, als logischen Fehler, als Kategorienfehler verwirft. Denn Wissen über Körper wird durch physikalische Beobachtungen, Messungen und mathematische Berechnungen erlangt. Wissen über den Geist wird durch sprachliche Kommunikation und die Interpretation von Bedeutungen erlangt, es ist abhängig von Interpretationen des Verhaltens und der Ausdrucksformen anderer Personen. Erklärungen über die Seele und Erklärungen über den Körper gehören zu grundsätzlich anderen Bereichen der Kommunikation und Erkenntnis. Folge dieser Erkenntnis ist, dass es kein psychiatrisches Wissen gibt.  Lesen Sie mehr »

Drei Freiheitspreise der Irren-Offensive für unsere drei besonders treuen Vertrauensanwälte https://www.zwangspsychiatrie.de/drei-neue-freiheitspreise-der-irren-offensive
Wir haben bisher drei Freiheitspreise verliehen. Den ersten 2002 an Thomas Szasz, den zweiten 2005 an Thomas Saschenbrecker und den dritten 2010 an Wolf-Dieter Narr. Leider sind alle drei inzwischen verstorben.
Aber da die Auseinandersetzung mit der Zwangspsychiatrie noch nicht zu Ende ist, sondern seit 2009 durch das Patientenverfügungsgesetz und die Behindertenrechtskonvention in eine neue Phase getreten ist, ist es höchste Zeit, unsere drei besonders treuen Vertrauensanwälte mit der goldenen Taschenlampe für subversive Rechtskunde als Dank für ihr parteiisches Eintreten aus zu zeichnen. Es ist zwar nur ein symbolischer Preis, aber er ist durch die bisherigen Preisträger doch schon zu etwas Besonderen geworden.

Wir hoffen, dass die Preise bei Eckart WähnerAlexander Paetow und David Schneider-Addae-Mensah zumindest als Briefbeschwerer dienlich sind. Nun der Reihe nach, wie lange wir schon zusammenarbeiten….
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Zur Geschichte und Entwicklung der Psychiatriekritik

Sylvia Zeller
Zur Geschichte und Entwicklung der Psychiatriekritik, der Antipsychiatrie und der Verwendung des Begriffs Antipsychiatrie

Die moderne Irrenanstalt als Kind der Aufklärung
Um 1800 entstanden die ersten modernen, staatlichen Irrenhäuser. Nach eigenem Selbstverständnis waren es Reformprojekte, geprägt vom Geist der Aufklärung, welche mit dem ausdrücklichen Versprechen kulturellen Fortschritts auf Basis des Vernunftgebrauchs auftrat und ein neues Menschenbild propagierte. Dieses sollte zu einem Paradigmenwechsel im Umgang mit „Verrückten“ führen. Die nunmehr gegründeten Anstalten folgten im Gegensatz zu den Verwahr-, Disziplinierungs- und Verwaltungspraktiken der früheren feudalen Toll- und Arbeitshäuser einem neuen Leitbild nach Förderung, Anregung und Behandlung der Insassen. [1]

Die Unvernunft sollte durch vernünftiges Handeln überwunden werden, „denn zu meinen, man müsse nur die irrational unberechenbaren Triebe und Begierden unter die Kontrolle des Rationalen bringen, war natürlich überall charakteristisch für die Aufklärung.“ [2]

Wissenschaftliche Erklärungsversuche und Medizinalisierung in Bezug auf menschliches Verhalten bekamen Aufwind, denn es erschien wünschenswert, auch soziale und psychische Phänomene in kausale Modelle und Gesetzmäßigkeiten zu systematisieren. Indem abweichendes Verhalten als Krankheit eingestuft, also als unlogisch oder irrational bewertet wurde, erschien es heilbar und damit vermeidbar.

Die Aufklärung trat mit dem Anspruch auf, den Menschen von seinen religiösen und ständischen Determinierungen zu befreien. Die französische Revolution legte die Grundlage für die Idee der Gleichheit aller Menschen und damit der Menschenrechte. Allzu rasch wurde jedoch das Postulat Lesen Sie mehr »

Aktuelles Buch zur Kritik der Forensik

Gerade rechtzeitig zur Eröffnung der Diskussion um die Abschaffung der §§ 20, 21, 63 und 64 StGB hat Dr. Ulrich Lewe dieses Buch veröffentlicht:
Vorbeugende Anhaltung – der Maßregelvollzug
Das schwarze Loch im Psychiatrieuniversum

Schon der Titel macht den Charakter des Maßregelvollzug als „Schutzhaft“ deutlich und besser als der Untertitel, „schwarzes Loch im Psychiatrieuniversum“, kann man ihn nicht beschreiben – unsichtbar aber trotzdem steuert er die ganze Psychiatrie-Galaxie mit „Gefährlichkeit“ als Rationalisierung für eine radikale Entwürdigung und Entrechtung durch eine Sondergesetzgebung für angeblich „Geisteskranke“. Dr. Lewes Verdienst ist es, dass er zusammen mit Dr. Kammeier bei der Sozialpsychiatrie (DGSP) die Abschaffung dieser mit der UN-BRK unvereinbaren Unrechts-Gesetze als Forderung so gut  begründet hat, dass diese nun zu einer Forderung dieses Teils der Psychiatrie geworden ist, siehe hier.
Das Buch ist die aktuelle Übersicht zur Lage der Forensik in Deutschland und es ist von einem Insider geschrieben, der die Abgründe dieses Systems kennen gelernt hat.
Wir empfehlen sehr, die nächste öffentliche Bibilothek zu bitten, das Buch zu bestellen, damit es von möglichst vielen gelesen wird.

Das Inhaltsverzeichnis:

1. Vorwort – Einleitung – Private Confessions
2. Willkommen im Willkürstadel

2.1  Eine Expedition zu den Shutter Islands Lesen Sie mehr »

Kritik an Ex-In

Martin Lindheimer hat seine Bachelor-Arbeit veröffentlicht, die mit sehr gut bewertet wurde:
Peer Counseling für Menschen mit seelischen Behinderungen.

Zwar  sind wir im WFZ der Meinung , dass wir keine Behinderungen haben, sondern durch Gesetze behindert werden. Aber der Text nimmt auch die Aussagen von Jörg Utaschowski, dem Psychiatrie-Referenten in Bremen über Ex-In unter die Lupe. Unten sind Zitate angefügt und die machen verständlich, warum Utaschowski  Vorgesetze, Senatorin Bernhard, nur links geblinkt hat, um dann rechts abzubiegen, es nur Täuschung wie Schaufensterdokoration war, um alles weiter so Menschenrechte verachtend wie bisher zu belassen, siehe offenen Brief hier.
Beide wollen kein politisches Projekt gegen den ausgeübten Zwang, sondern die Integration Psychiatrie-Erfahrener in den Zwangs- und Gewaltapparat der Psychiatrie, Zitat: Die angestrebte Zusammenarbeit der EX-IN Begleitung mit dem Medizin- und Sozialarbeitspersonal von Kliniken bringt der Initiator auf den Punkt, denn EX-IN sei als Zusammenarbeit mit der Psychiatrie zu verstehen: „Das Ziel ist da auch gemeinsam handeln zu können“ (Utschakowski, Zeile 178). Die Zitate im Einzelnen:
Seite 6:
Im Rahmen der Praxisstelle dieses Studiums wurden zwischen dem klassischen Peer-Counseling aus dem Bereich der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung und dem Experienced-Involvement (EX-IN) Vergleiche gezogen. Ein Peer-Counseling-Zertifikatslehrgang 2015 wurde von der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung in Köln organisiert und war behinderungsübergreifend angelegt, ging aber nicht auf die Themen von Menschen mit seelischen Behinderungen ein. Daraus ergibt sich, dass die EX-IN Fortbildung das einzige momentan verfügbare Lesen Sie mehr »

Eine Welt ohne Kriege ist möglich

Demo vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin

Dringende Leseempfehlung – Interview mit dem Rechtshistoriker Samuel Moyn in der Zeit:
Krieg kann abgeschafft werden wie einst die Sklaverei.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-07/samuel-moyn-frieden-krieg-geschichte-interview/komplettansicht
Dabei sind für uns die Parallelen zu unserem Engagement, die Zwangspsychiatrie abzuschaffen augenfällig. Insbesondere wird deutlich, wie der Versuch Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie zu vermeiden, die Gewalt nur zu mindern, statt abzuschaffen, genauso abwegig ist, wie der Versuch den Krieg zu humanisieren. Solche Versuche führ(t)en oft sogar zu einer Verschlimmerung der Situation!
Unsere ausführliche Kritik an solchen Versuchen ist hier, hier und hier dokumentiert, die Konsequenz, die wir daraus ziehen, hier.