Das Werner-Fuß-Zentrum ist eröffnet
Die Eröffnung des neuen Werner-Fuß-Zentrum haben wir am 10.9. gefeiert
Bilder siehe hier
Wegen der Corona-Auflagen konnten wir die Eröffnung des Werner-Fuß-Zentrum gegen Zwangspsychiatrie und CAPA, das Centre Against Psychiatric Assault nur mit zwei Jahren Verspätung feiern. Moderiert von Sylvia Zeller, deren Geschichte der Entwicklung der Psychiatriekritik wir letzte Woche veröffentlicht haben, gab es drei weitere Anlässe für dieses Fest, siehe weiter unten.
Sylvia Zeller (Bild rechts) führte durch das Programm und eröffnete die Feier mit folgenden Worten:
Hallo sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Irren-Offensive, ich begrüße Euch ganz herzlich zu dieser Veranstaltung. Und ja, wir freuen uns, dass Ihr alle so zahlreich erschienen seid, wie man immer so sagt, um heute die Einweihung des neuen Werner Fuß Zentrums zu erleben und zu Feiern.
Das Werner Fuß Zentrum ist seit 1996 die Heimat der Irren-Offensive und findet nun hier in der Vorbergstrasse sein drittes Zuhause. Doch zunächst möchte ich mich kurz vorstellen, warum bin ich hier, wie komme ich hier jetzt zu dieser Freude die Moderation dieses Vorabends zu machen?Ich habe 1998 mit René Talbot und einigen anderen Genossen im Willy Brandt Haus die Futuristen in der SPD gegründet und seitdem haben wir unsere verschiedenen politischen Projekte mit Artikeln und Aktionen und Veranstaltungen fortgeführt.
Ein besonderes Highlight war sicherlich damals 2001 die Proklamation des Jahrhunderts der Parasiten, die René und ich in der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz anlässlich eines Themen Wochenendes zum Thema “Das Recht auf Faulheit” ausgerufen haben.
Die Themen der Futuristen waren und sind Recht auf Faulheit, also die Durchsetzung oder das Eintreten für das bedingungslose Grundeinkommen, das Konzept einer freiwilligen Elternschaft, womit wir uns bei der SPD dann völlig ins Aus gebracht haben und natürlich und immer die die Forderung nach Abschaffung der Zwangspsychiatrie.
Das Werner Fuß Zentrum ist seit 1996 die Heimat der Irren-Offensive und findet nun hier in der Vorbergstrasse sein drittes Zuhause. Doch zunächst möchte ich mich kurz vorstellen, warum bin ich hier, wie komme ich hier jetzt zu dieser Freude die Moderation dieses Vorabends zu machen?Ich habe 1998 mit René Talbot und einigen anderen Genossen im Willy Brandt Haus die Futuristen in der SPD gegründet und seitdem haben wir unsere verschiedenen politischen Projekte mit Artikeln und Aktionen und Veranstaltungen fortgeführt.
Ein besonderes Highlight war sicherlich damals 2001 die Proklamation des Jahrhunderts der Parasiten, die René und ich in der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz anlässlich eines Themen Wochenendes zum Thema “Das Recht auf Faulheit” ausgerufen haben.
Die Themen der Futuristen waren und sind Recht auf Faulheit, also die Durchsetzung oder das Eintreten für das bedingungslose Grundeinkommen, das Konzept einer freiwilligen Elternschaft, womit wir uns bei der SPD dann völlig ins Aus gebracht haben und natürlich und immer die die Forderung nach Abschaffung der Zwangspsychiatrie.
So kam es, dass ich die Erfolge und hier und da auch Rückschläge der Irren-Offensive ziemlich hautnah begleiten durfte.
Ja, bevor wir heute das Werner Fuß Zentrum der Öffentlichkeit übergeben, möchte ich ein bisschen was zu erzählen zur Geschichte. Der Irren-Offensive und des Werner Fuß Zentrums.
Die Gründung der Irren-Offensive als einem Zusammenschluss von Psychiatrie Betroffenen fand 1980 in West Berlin statt. 1982 erfolgte die Eintragung als Verein.
Später 1996 erhielt sie dann dieser neue Räume in der Scharnweberstraße und dieser Sitz wurde getauft auf den Namen Werner Fuß Zentrum in Gedenken an Werner Fuß – siehen wir hier auf der Tafel über René – der ein Gründungsmitglied der
Irren-Offensive war und 1995 verstarb.
2007 – 2020 residierte dann das Werner Fuß Zentrum in Räumen des Hauses der Demokratie und Menschenrechte.
Als eine Organisation, die sich die Einhaltung der Menschenrechte auf die Fahnen geschrieben hatte, also die Irren-Offensive auch. Nach einer unschönen Kündigung der Räume entschied sich die Irren-Offensive den Weg einer gerichtlichen Klärung nicht zu gehen und beschloss, diese Räume hier zu beziehen, im 40. Jahr der Gründung der Irren-Offensive.
Die offizielle Einweihung findet nun heute mit 2 Jahren Verzögerung statt. Da ab 2020 wegen der bekannten Corona Maßnahmen eine Feier ohne die Verpflichtung einer Registrierung der Anwesenden der Teilnehmenden nicht möglich war und dass aus begreiflichen Gründen niemand wollte. Vor 1996 war die Irren-Offensive im Hinterhof der Palast Straße 11 angesiedelt. Nun kehrt das Werner Fuß Zentrum und die Irren-Offensive wieder in den Bezirk Schöneberg zurück, als ein Bezirk, der zweifellos durch ein buntes und freiheitliches Leben und eine entsprechende Tradition gekennzeichnet ist. Damit habe ich nun die besondere Ehre das neue Werner Fuß Zentrum offiziell einzuweihen und der Öffentlichkeit zu übergeben.
Des Weiteren darf ich Ihnen nun Herrn Gert Postel vorstellen und ankündigen, insofern dieser überhaupt einer Vorstellung bedarf. Gert Postel trägt laut Wikipedia den Titel eines deutschen Hochstaplers, eine Etikettierung, die wie ich gelesen habe, in einem Interview ihm selber nicht so gut gefällt, vor allem eben wegen der etikettieren Bezeichnung. Ich persönlich finde, dass es eher ein Ehrentitel ist. Jedenfalls ist es Gert Postel gelungen, in den Jahren zwischen 1980 und 1997 ohne entsprechende Ausbildung und Studien medizinische und psychiatrische Stellen zu bekleiden, nicht selten in leitender Funktion.
Mitte der 90er Jahre wurde ihm eine Stelle als Chefarzt in der psychiatrischen Forensik angeboten und eine weitere Karriere bis in Ministeriale Höhen in Aussicht gestellt. Es war ihm offensichtlich gelungen, sich die Rhetorik des psychiatrischen Jargons mit solcher Brillanz anzueignen, dass er größte Anerkennung seiner Fachkollegen und Vorgesetzten erntete. Er arbeitete als leitender Oberarzt in einer psychiatrischen Klinik in Sachsen. Er schrieb sehr erfolgreich psychiatrische Gutachten, nahm Prüfungen ab und unterhielt psychiatrische Kongresse mit neuartigen Selbsterfundenen psychischen Krankheiten. Über seine Erfahrungen schrieb er unter anderem in dem Buch Doktorspiele von 2001.
Damit gelang es ihm, das psychiatrische System zu entlarven.
Und das psychiatrische Setting als Sprachspiel mit verteilten Rollen, leider aber auch mit einem massiven Machtgefälle zwischen Patient und Arzt zu entlarven. Gert Postel hielt 2005 bereits die Rede zur 25 Jahr Feier der Irren-Offensive.
Er ist auch Schirmherr der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener, die im Werner Fuß Zentrum hier ihre Geschäftsstelle hat.
2007 schlug die Irren-Offensive vor, ihm den Nobelpreis für Medizin zu verleihen, was damals viel mediale Aufmerksamkeit erregte. Gert Postel ist inzwischen eine Person des öffentlichen Lebens und unter anderem auch bei Twitter sehr aktiv.
Ja, wir freuen uns sehr, verehrter Herr Postel, dass sie jetzt die Festrede zur 40 Jahre Irren-Offensive halten werden und ich übergebe Ihnen hiermit das Wort.
42 Jahre Irren-Offensive – die Festrede von Gert Postel: https://www.zwangspsychiatrie.de/die-festrede
Es ist mir eine Freude und Genugtuung, 17 Jahre nach meiner letzten Festrede zum 25 jährigen Jubiläum der Irren-Offensive eine Rede nun zum 42 Jubiläum halten zu dürfen. Was ich damals über die ersten 25 Jahre gesagt habe, kann man nachlesen [im Film anzusehen]. Ich will mich deshalb heute auf diese letzten 17 Jahre konzentrieren. Auch wenn ich nicht aktiv dabei bin, sondern in Tübingen ein recht beschauliches Leben führe, habe ich beobachten können, welche Erfolge die Irren-Offensive in diesen 17 Jahren seit 2005 erzielen konnte. Als Leser des Rundbriefes des Werner-Fuß-Zentrums möchte ich fünf besondere Erfolge hervorheben, die meiner Erachtens die Zwangspsychiatrie ins Mark getroffen haben…..Lesen Sie mehr »
Zum ehrenden Gedenken an Thomas Szasz anlässlich dessen 10. Todestags: https://www.zwangspsychiatrie.de/zum-ehrenden-gedenken-an-thomas-szasz
Thomas Szasz wurde am 15. April 1920 in Budapest geboren. Er verstarb vor 10 Jahren am 8. September 2012. Thomas Szasz hatte mir das Du angeboten und so werde ich ihn deshalb im weiteren Tom nennen.. Tom war bis zu seinem Tod weltweit der bekannteste lebende Psychiater. In 66 Jahren hat er 744 Abhandlungen und 36 Bücher geschrieben, es gab also nahezu monatlich eine Veröffentlichung von ihm.
Dabei hat er so ziemlich jeden Aspekt des menschlichen Daseins beleuchtet. Ihm wurden über 50 Preise verleihen. Einen Preis muss ich erwähnen, 2002 bekam er den ersten Freiheitspreis der Irren-Offensive “for throwing light on the snakepit” – also dafür, Licht in die Schlangengrube gebracht zu haben.
Als er gefragt wurde, worin er seine wichtigsten Beiträge gesehen hat, antwortet er: “Das sind nur zwei einfache Aussagen: Es gibt keine Geisteskrankheit. Und: Wenn Sie in einer psychiatrischen Klinik eingesperrt sind, sind Sie im Gefängnis. Sie werden nicht behandelt oder geheilt.” Intellektuellen Tiefgang hat diese Aussage deshalb, weil sie die Biologisierung und Pathologisierung von Verhalten, das angeblich von krankhaften mentalen Zuständen verursacht sei, als logischen Fehler, als Kategorienfehler verwirft. Denn Wissen über Körper wird durch physikalische Beobachtungen, Messungen und mathematische Berechnungen erlangt. Wissen über den Geist wird durch sprachliche Kommunikation und die Interpretation von Bedeutungen erlangt, es ist abhängig von Interpretationen des Verhaltens und der Ausdrucksformen anderer Personen. Erklärungen über die Seele und Erklärungen über den Körper gehören zu grundsätzlich anderen Bereichen der Kommunikation und Erkenntnis. Folge dieser Erkenntnis ist, dass es kein psychiatrisches Wissen gibt. Lesen Sie mehr »
Drei Freiheitspreise der Irren-Offensive für unsere drei besonders treuen Vertrauensanwälte https://www.zwangspsychiatrie.de/drei-neue-freiheitspreise-der-irren-offensive
Wir haben bisher drei Freiheitspreise verliehen. Den ersten 2002 an Thomas Szasz, den zweiten 2005 an Thomas Saschenbrecker und den dritten 2010 an Wolf-Dieter Narr. Leider sind alle drei inzwischen verstorben.
Aber da die Auseinandersetzung mit der Zwangspsychiatrie noch nicht zu Ende ist, sondern seit 2009 durch das Patientenverfügungsgesetz und die Behindertenrechtskonvention in eine neue Phase getreten ist, ist es höchste Zeit, unsere drei besonders treuen Vertrauensanwälte mit der goldenen Taschenlampe für subversive Rechtskunde als Dank für ihr parteiisches Eintreten aus zu zeichnen. Es ist zwar nur ein symbolischer Preis, aber er ist durch die bisherigen Preisträger doch schon zu etwas Besonderen geworden.
Wir hoffen, dass die Preise bei Eckart Wähner, Alexander Paetow und David Schneider-Addae-Mensah zumindest als Briefbeschwerer dienlich sind. Nun der Reihe nach, wie lange wir schon zusammenarbeiten….
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