Der UN-Menschenrechtsrat wird von UN-Hochkommissariat für Menschenrechte zur Zwangspsychiatrie gebrieft

Am 14. – 15. Mai 2018 fand in Genf auf Einladung des UN Hochkommissariats für Menschenrechte eine Anhörung statt:
Consultation on Human Rights and mental health: “Identifying strategies to promote human rights in mental health”.
Das Programm und die vorbereitenden und beigetragenen Texte vieler prominenter institutioneller VertreterInnen sind unten* dokumentiert:

Diese Anhörung diente dem Annual report of the United Nations High Commissioner for Human Rights and reports of the Office of the High Commissioner and the Secretary vom 24. Juli 2018 zur Vorbereitung des 39. Sitzung des UN-Menschenrechtsrats vom 10.- 28. September 2018. Der UN-Menschenrechtsrats hatte diesen Bericht (report) letztes Jahr angefordert und zwar zu den Tagungsordnungspunkten 2 und 3 des UN-Menschenrechtsrats zu: Mental health and human rights
*
https://www.ohchr.org/Documents/Issues/MentalHealth/A_HRC_39_36_EN.pdf

Es folgen einige Zitate der – aus unserer Sicht – interessantesten Stellen in diesem Bericht. Bitte selber den Bericht lesen, um ein vollständiges Bild zu bekommen. Die Übersetzung ist von uns, darunter sind die englischen Originalzitate dokumentiert.
Damit ist nochmals eindrücklich dokumentiert, dass die Menschenrechtsabteilung der UN sich auf unsere Seite geschlagen hat. Wir waren seit unserer Gründung 1980 immer nur Avantgarde für die Menschenrechte – das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat inzwischen unsere Forderungen übernommen, siehe auch hier.

“5.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra ‘ ad Al Hussein”…..” forderte die Beseitigung von Praktiken wie Zwangsbehandlung, einschließlich erzwungener Medikamentenverabreichung, erzwungener elektrokonvulsive Behandlung, erzwungene Einweisung und Isolation.
Stattdessen”…. “erinnerte [er] die Teilnehmer daran, dass die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen den rechtlichen Rahmen vorgibt, um die Rechte von Personen mit psychosozialen Behinderungen zu wahren — einschließlich der Ausübung ihrer rechtlichen Handlungsfähigkeiten, freier und informierter Zustimmung, das Recht auf Leben und in der Gemeinde aufgenommen zu werden, und das Recht auf Freiheit und Sicherheit ohne Diskriminierung. “[Seite 5]

“40.
Zum Abschluss verurteilte die UN-Vize-Hochkommissarin für Menschenrechte, Kate Gilmore, “… “die rechtswidrige Anwendung des Gesetzes zur Machtausübung und zur Diskriminierung, und seine Umwandlung in eine Bedrohung für die Rechte. Sie folgerte die Anmerkung, dass durch sein Wissen jeder nun Verantwortung trage: Veränderung sind in greifbarer Nähe, sie waren erschwinglich und begründet. Sie forderte daher alle Akteure auf, sich daran zu beteiligen, Leistungen zu gestalten und zusammenzuarbeiten, um eine gesundheitsfördernde Umgebungen zu schaffen. “[ Seite 13 ff]

“41.
Der Sonderberichterstatter für Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung hat konkrete Empfehlungen für Fortschritte gegeben. Er betonte die dringende Notwendigkeit, die Rechtsvorschriften abzuschaffen, die es ermöglichten, Menschen mit Behinderungen einzuweisen …”

“Er unterstrich das Gebot, Gewalt und Missbrauch gegen Menschen mit Behinderungen als eine Form von Folter oder anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung anzuerkennen, um den Opfern und ihren Anwälten einen stärkeren Rechtsschutz für diese Verstöße zu gewährleisten.”

Es wurden folgende Empfehlungen vorgeschlagen:

“46.
Die Staaten sollten sicherstellen, dass alle Gesundheitssorge und entsprechende Dienste, einschließlich aller psychischen Gesundheitssorge und entsprechende Dienste, auf der freien und informierten Zustimmung der betroffenen Person beruhen. Gesetzliche Bestimmungen und Richtlinien sollten abgeschafft werden, die durch den Einsatz von Zwang und Zwangsmaßnahmen, einschließlich Zwangseinweisung und zwangsweise Heimunterbringung, Fixierung, Psychochirurgie, Zwangsbehandlung und andere Zwangsmaßnahmen, darauf abzielen, eine tatsächliche oder angenommene Beeinträchtigung zu korrigieren oder zu beheben, einschließlich der Ermöglichung der Einwilligung oder Ermächtigung durch Dritte. Die Staaten sollten diese Praktiken neu konzeptionalisieren und als Folter oder andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung und als Diskriminierung von Nutzern von psychischen Gesundheitsdiensten, Menschen mit psychischen Problemen und Menschen mit psychosozialen Behinderungen anerkennen.

Die Staaten sollten deren Schutz und rechtliche Handlungsfähigkeit auf gleicher Basis mit anderen gewährleisten, indem Sie Gesetze aufheben, die eine ersetzende Entscheidungsfindung vorsehen, und sie ersetzen durch: verschiedene freiwillige unterstützte Entscheidungsmechanismen, einschließlich Peer Unterstützung, mit Achtung der individuellen Autonomie, dem Willen und den Vorlieben der Betroffenen; Schutzmaßnahmen gegen Missbrauch und unangemessenen Einfluss innerhalb der Regelung der unterstützenden Entscheidungsfindung; und die Zuweisung von Mitteln, um die Verfügbarkeit von Unterstützung zu ermöglichen und zu gewährleisten. “[Seite 14]

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Englische Original Zitate:
5.
“The United Nations High Commissioner for Human Rights, Zeid Ra’ad Al Hussein,”….. “called for the elimination of practices such as forced treatment, including forced medication, forced electroconvulsive treatment, forced institutionalization and segregation.
Instead, he”…. “reminded participants that the Convention on the Rights of Persons with Disabilities offered the legal framework to uphold the rights of people with psychosocial disabilities — including the exercise of legal capacity, free and informed consent, the right to live and be included in the community and the right to liberty and security, without discrimination.” [Seite 5]

40.
“In closing, the United Nations Deputy High Commissioner for Human Rights, Kate Gilmore,”…”condemned the unlawful use of the law to dominate and discriminate, and its conversion into a threat to the enjoyment of rights. She concluded by remarking that everyone held the responsibility of knowledge: change was within reach, it was affordable and it was reasonable, and she thus called upon all actors to co-design services and work together to create health-enabling environments.” [Seite 13 ff]

“41.
The Special Rapporteur on torture and other cruel, inhuman or degrading treatment or punishment made concrete recommendations for moving forward. He stressed the pressing need to abolish legislation that allowed persons with disabilities to be institutionalized …”

He underscored the imperative of recognizing violence and abuse perpetrated against persons with disabilities as being a form of torture or other cruel, inhuman or degrading treatment or punishment, in order to afford victims and advocates stronger legal protection for those violations.”

The following recommendations were proposed:
“46.
States should ensure that all health care and services, including all mental health care and services, are based on the free and informed consent of the individual concerned, and that legal provisions and policies permitting the use of coercion and forced interventions, including involuntary hospitalization and institutionalization, the use of restraints, psychosurgery, forced medication, and other forced measures aimed at correcting or fixing an actual or perceived impairment, including those allowing for consent or authorization by a third party, are repealed. States should reframe and recognize these practices as constituting torture or other cruel, inhuman or degrading treatment or punishment and as amounting to discrimination against users of mental health services, persons with mental health conditions and persons with psychosocial disabilities. States should ensure their enjoyment and exercise of legal capacity on an equal basis with others by repealing laws that provided for substituted decision-making, and should provide: a range of voluntary supported decision-making mechanisms, including peer support, respectful of their individual autonomy, will and preferences; safeguards against abuse and undue influence within support arrangements; and the allocation of resources to enable and ensure the availability of support.” [Seite 14]